Die Nachkommen des Wilhelm Friedrich Louis Gustaf Graf v. Rothenburg, der gar kein leiblicher Sohn des Fürsten Konstantin war, lebten und leben munter weiter. Einer davon bin, wie gesagt, ich.
Einige Worte zu meinem Werdegang. Nach dem Abitur am altehrwürdigen humanistischen Bismarckgymnasium in Karlsruhe wollte ich Musik studieren, da ich mit großer Begeisterung Geige spielte und einige Leute mir zu einem Studium geraten hatten. Leider konnte ich von zu Hause nicht unterstützt werden, sodass ich mich von diesem Traum verabschieden musste. Danach studierte ich evangelische Theologie an der Universität Heidelberg. Nach den beiden Examina war ich ca. ein Jahr Vikar in der badischen Landeskirche. Aufgrund einer Glaubenskrise schied ich freiwillig aus dem kirchlichen Dienst aus und studierte alte Sprachen, wiederum an der Heidelberger Uni. Nach Studium und Referendariat war ich an verschiedenen Gymnasien tätig, zuletzt 10 Jahre am Oberstufenkolleg der Universität Bielefeld, einer Einrichtung, die von dem bekannten Altsprachler und Pädagogen Hartmut von Hentig gegründet worden war. Meine Unterrichtsfächer waren Latein, Griechisch und evangelische Theologie. Griechisch habe ich aus Mangel an Gelegenheit sehr selten unterrichtet. Der Schwerpunkt meiner Unterrichtstätigkeit hat sich im Laufe immer mehr von evangelischer Religion nach Latein verlagert. Sehr bald wurde mir die Problematik dieses Faches bewusst. Das Fach gilt unter Schülern als schwer, die Versagerquote ist entsprechend hoch. Cäsar, der den Schülern nach der Grammatikphase meist als erste lateinische Originallektüre vorgesetzt wird, sorgt zusätzlich für Unlust. Zum Glück erschienen in den 70er Jahren die bis heute außerordentlich beliebten Asterix-Comics, die in dem von Cäsar besetzten Gallien spielen. Mit einem Kollegen zusammen hatte ich die Idee, das erste Heft "Asterix der Gallier" ins Latein zu übersetzen. Es wurde ein voller Erfolg. Inzwischen habe ich 23 Bände dieser Reihe übersetzt. Einige davon sind immer wieder vergriffen und müssen neu aufgelegt werden. Da dem lateinischen Asterix natürlich im Lehrplan nur eine Gastspielrolle zugeteilt werden kann, habe ich die erste Episode des Gallischen Kriegs, den Krieg gegen die Helvetier, und ausgewählte Metamorphosen Ovids als Comic bearbeitet. Auch diese beiden Bände werden immer wieder gelesen. Darüber hinaus habe ich eine Anregung des bulgarischen Psychiaters Lozanov aufgegriffen, dessen Suggestopädie das Lernen angeblich erleichterte. Er setzte beim Lernen Musik ein und arbeitete mit Suggestionen, die das Selbstvertrauen des Lernenden in seine eigenen Fähigkeiten verstärken. In den 80er Jahren gründete ich einen Verein, den ich ALLOS nannte (ALLOS =
a
lternatives
L
ehren und
L
ernen ohne
S
tress). Der Verein bot Fremdsprachenkurse mit der suggestopädischen Methode an. Im Rahmen des Vereinsprogramms wurden auch Intensivkurse für Studenten durchgeführt, die das Latinum oder Graecum erlangen wollten. Diese Kurse erhoben den Anspruch, die Teilnehmer in 5 Wochen von Nullkenntnissen bis zur Lektürefähigkeit von Ciceroschriften zu bringen. Dieser Anspruch wurde in sehr vielen Fällen eingelöst. Heute führt ein Bochumer Spracheninstitut diese Kurse durch.
Auch das programmierte Lernen, das in einer Zeit des Lehrermangels den Lehrer zumindest teilweise ersetzen sollte, weckte mein Interesse. Ende der 70er Jahre veröffentlichte ich ein Buchprogramm zur lateinischen Übersetzungstechnik beim Bayerischen Schulbuchverlag. Suggestopädie und programmiertes Lernen waren Konzepte, die eine Zeit lang bei Lernenden und Lehrenden auf Begeisterung stießen. Aber die euphorische Stimmung der ersten Stunde verflog wieder, als die hochgespannten Erwartungen enttäuscht wurden. Mein Buchprogramm zur Übersetzungstechnik erlitt das gleiche Schicksal wie alle anderen Lernprogramme: es ist schon lange vergriffen.
Andere Hilfsmittel, die das Lernen ebenfalls erleichtern, die aber nicht behaupten, das Lernen zu einem Kinderspiel zu machen, sind bis heute erfolgreich. So erfreuen sich die von mir entwickelten lateinischen Grammatiktabellen aufgrund ihrer Übersichtlichkeit und ihres praktischen Griffregisters allgemeiner Beliebtheit bei Schülern und Lehrern.